Mit Worten und Zahlen: Neue Allianzenbildungen zwischen geisteswissenschaftlicher Forschung und digitalen Technologien
Zur ADILT Ringvorlesung am 01.06. begrüßen wir Dr. Michael Conrad, Kulturhistoriker und -theoretiker und Projektmanager im Bereich Digitalisierung.
Seitdem C. P. Snow 1959 eine grundsätzliche Trennlinie zwischen geisteswissenschaftlich-literarischen Disziplinen einerseits und naturwissenschaftlich-technologischen Disziplinen angenommen hatte, haben sich diese Grenzen – die schon seinerzeit überschematisch angesetzt worden waren – spätestens im Zuge verschiedener Digitalisierungsschübe in den letzten Dekaden zunehmend verflüssigt. Dabei diente Snows recht stereotyp geratene Dichotomie vor allem dem programmatischen Zweck, die Gegensätze unterschiedlicher Wissenschaftskulturen durch eine später unter dem Schlagwort der ‚dritten Kultur‘ verhandelte kommunikative Vermittlung zu überwinden.
Der Vortrag möchte anhand eigener Projekte aufzeigen, wie durch datengetriebene Methoden die – bisweilen entfremdeten – Wissenschaftspartner möglicherweise miteinander in einen produktiven Dialog treten und neue Forschungsallianzen bilden können, die viel mit den von Bruno Latour postulierten Netzwerken zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren gemein haben können. Ein wichtiger Ausgangspunkt wird dabei die Reflexion sein, wie man, von eigenen Interessen und Fragestellungen geleitet, die richtigen Daten und digitalen Methoden findet und welcher Aufwand mitunter hinter dieser scheinbar harmlosen Anforderung verborgen sein kann. Gerade in diesen Zeiten von ChatGPT und anderen Erfolgen der Künstlichen Intelligenz soll aber zugleich eine kritische Kontextualisierung nicht ausgespart werden, vor allem mit Blick auf die möglichen Probleme, Unzulänglichkeiten, Chancen und Risiken digitaler Methoden.
Michael A. Conrad arbeitet in Teilzeit als Projekt- und Eventmanager für die Agentur für Erneuerbare Energien. Dort leitet er ein Projekt zur Entwicklung interaktiver Informationswerkzeugen zur Ermächtigung von Bürger*innen in der Energiewende (in Kooperation mit der TU München, Uni Leipzig und Uni Magdeburg) und arbeitet gerade mit mehreren Partnern zusammen an einem Projektentwurf, um Beratungsleistungen in diesem Bereich mittels Virtual Reality und Künstlicher Intelligenz umzusetzen. Daneben beteiligt er sich als freier Kulturhistoriker und -theoretiker durch eigene Beiträge an Konferenzen und Sammelbänden, vor allem zu den Themen Geschichte und Theorie von Spiel und Spielen (im Mittelalter und heute) und unterrichtet ab dem Herbstsemester ein Seminar zur „Soziologie des Spiels“ an der Universität St. Gallen. Seine Programmier-Skills (vor allem in Python) kommen dabei in beiden Bereichen zum Einsatz, wie im Vortrag anhand einiger Beispiele ausgeführt wird.
Termin: Donnerstag, 01. Juni 2023, 17.00-18.30 Uhr
Teilnahme: im Hörsaal R513 oder online per Zoom
Der Link zur Online-Konferenz sowie Material zum Thema des Vortrags kann nach dem Login über den Ilias-Kurs der Ringvorlesung abgerufen werden.